Historische Fasnet in Oberndorf a. N.
Die Oberndorfer Fasnet
Hansel - Narro - Schantle
Fragt man einen Oberndorfer, der sich schon längere Zeit in der Fremde befindet, was er von seiner Heimatstadt am meisten vermisse, so bekommt man mit großer Wahrscheinlichkeit als Antwort: „Die Fasnet.“ Es ist ein tiefes Gefühl der Verbundenheit mit der fastnächtlichen Tradition, die dieses jährlich wiederkehrende Ereignis zu einem Fest des Wiedersehens, der unbeschwerten Freude, und der Identifikation mit der Heimat macht. Erklärbar ist dies nur aus der jahrhundertealten Geschichte der Oberndorfer Fasnet.
Der älteste Hinweis findet sich in der berühmten Zimmerschen Chronik, nach der 1502 Johann Werner von Zimmern einen „freien markt“ in Oberndorf ausrufen ließ, gleichbedeutend mit einer Art Narrengericht, welches sich allerdings im Laufe der Jahrhunderte verloren hat. Exemplarische Nachweise für eine fastnächtliche Tradition im 17. Jahrhundert finden sich in der Chronik des Oberndorfer Augustinerklosters, und der Darstellung des Wunnibald Roggenburger. Die eigentliche Geburtsstunde unserer heutigen Fasnet steht aber wohl im Zusammenhang mit dem Wirken eines aus Villingen stammenden städtischen Beamten, der 1786 Oberndorfer Bürgersöhne zum sogenannten „Narrenlaufen“ ermuntert haben soll.
Nachdem Oberndorf, das jahrhundertelang zum katholischen Vorderösterreich gehört hatte, 1806 zu Württemberg kam, geriet die Fasnet mehr und mehr unter den Druck der Obrigkeit und so wurden bereits 1809 per Erlass aus Stuttgart Narrenzünfte und Narrengerichte aufgelöst. Gewachsene Traditionen lassen sich allerdings nicht einfach per Dekret im Bewusstsein der Bevölkerung auslö-schen, und so existierte trotz aller Fastnachtsspiele und Bälle die ursprüngliche Straßenfasnet weiter. 1908 kam es schließlich zur Gründung der „Narrenzunft Oberndorf“, deren Ziel von Beginn an die „Förderung des Dienstagnarrenzuges“ war.
Trotz erneuter Verbote in den Notjahren, trotz zweier Weltkriege, trotz Nationalsozialismus und Besatzungszeit hat sich die Fasnet bis heute in ihrer ursprünglichen Form erhalten und so stellt die Narrenzunft Oberndorf mit weit über 2000 Mitgliedern heute den mit Abstand größten Verein in der Stadt Oberndorf . Wenn am Fasnetsdienstag der Narren-marsch erklingt, bildet die Stadt die Kulisse für ein atemberaubend farbenprächtiges Gesamtbild an rund 2500 Narren und Musikern.
Hauptfiguren der Oberndorfer Fasnet sind der Hansel mit Schirm und Körbchen, der Narro mit seiner Brezelstange und der Schantle mit Wurstangel und Korb. Ausdruck der obrigkeitlichen Gewalt ist die Einzelfigur des Polizeischantle, der traditionell das Ende des Zuges bildet. Die Oberndorfer Narren gelten als besonders freigiebig und so werden besonders die Zuschauer, die die alten Narrensprüche aufsagen, reich mit Brezeln, Orangen, Würsten und Bonbons beschenkt.
Es lohnt sich nach Oberndorf zur Fasnet zu kommen, wieder zu kommen oder überhaupt einmal zu kommen.
Also auf nach Oberndorf am Neckar zur Fasnet!
Narro, Hansel und Schantle heißen Sie herzlich willkommen!