Stadtansicht von Oberndorf

1275 Jahre Laufen-Oberndorf – Städtische Delegation feiert das Festwochenende mit der österreichische Partnerstadt an der Salzach.

1275 Jahre Laufen-Oberndorf - Festwochenende an der Salzach
1275 Jahre Laufen-Oberndorf

In vielen kleinen Aufmerksamkeiten, in den offiziellen Reden und informellen Gesprächen, im gemeinsamen Agieren und Erleben war die Freude des Gastgebers spürbar, dass die Neckartäler um Bürgermeister Hermann Acker der Einladung zu diesem Festwochenende gefolgt waren.

Bei diesem so perfekt inszenierten Großereignis, dem eine zweijährige Vorbereitungszeit vorausgegangen war, wollte man die Partnerstadt dabeihaben, da der Fokus auf das Verbindende und Gemeinsame als Kraftquelle für die Gestaltung einer guten Zukunft gerichtet war. In seiner Laudatio sagte der Salzburger Landtagsabgeordnete Prof. Dr. Josef Schöchl, dass es Oberndorf und Laufen immer gelungen sei, das Verbindende über das Trennende zu stellen, was die so positive Entwicklung diesseits und jenseits der Salzach gefördert habe. So war dann das Programm, welches die beiden historischen Städte „von allen für alle“ auf die Beine gestellt hatten auch Ausdruck eben dieses beiderseitigen Willens, gemeinsam Großartiges zu schaffen, was ihnen zweifelsfrei gelungen war.

Der Gedenkgottesdienst in Laufen, der Festakt in Oberndorf und die grenzüberschreitende Musiknacht mit Soloentertainern und Bands in jeweils 5 Lokalitäten beider Städte bestimmten den Freitagabend und die Nacht. Zur Sonnwendfeier am Samstag versammelten sich rund 12000 Schaulustige an den beiden Ufern des Flusses, der die Stadt, die bis 1816 „ein Herz und eine Seele“ war, aus politisch motivierten Gründen entzwei riss.

Die Oberndorfer Delegation unter der Oberndorfer Fahne auf dem Salzachdamm
Unter der Oberndorfer Fahne auf dem Salzachdamm.
Die Oberndorfer Fahne – weithin sichtbar.
Die Oberndorfer Fahne – weithin sichtbar.

Der Festgottesdienst am Sonntag wurde auf dem Kirchenvorplatz von Sankt Nikolaus in Oberndorf gefeiert, bevor es in feierlicher Prozession mit den beiden Stadtkapellen, den so zahlreichen Vereinsabordnungen über die Länderbrücke nach Laufen ging wo das historische Marktfest eröffnet wurde, das an Vielfalt für Auge, Ohr und Gaumen nicht zu überbieten war. Schon diese Ausgeglichenheit der Schauplätze, das so bunte, selbstverständliche Miteinander, der vertraute Umgang ließen spüren, dass hier keine Einheit demonstriert, sondern tatsächlich gelebt wird, dass Worte sich in Taten widerspiegeln.

Für Bürgermeister Hermann Acker wurde dieser letzte offizielle Besuch in der Partnerstadt zur Zäsur.
Für Bürgermeister Hermann Acker wurde dieser letzte offizielle Besuch in der Partnerstadt zur Zäsur.

Für Bürgermeister Hermann Acker wurde dieser letzte offizielle Besuch in der Partnerstadt zur Zäsur. In seiner Amtszeit hat er über die Hälfte der 40-jährigen Städtepartnerschaft prägenden Charakter verliehen, hat in den vergangenen 24 Jahren mit drei österreichischen Bürgermeistern im Sinne des Grundgedankens der länderübergreifenden Städteverbindungen agiert, dafür gesorgt, dass es immer wieder zu gesellschaftlichen Begegnungen und zum kommunalpolitischen Austausch gekommen war. In Worten und Gesten wurde ihm große Wertschätzung zuteil, eingefangen in sehr emotionalen Momenten.

Da der Dank an Gott für das was war und was ist sowie die Bitte, um den Segen für die Zukunft einen ganz zentralen Stellenwert im Festwochenende einnahm, wurde auch Pfarrer Martin Schwer aufs Herzlichste willkommen geheißen und eingebunden in den Kreis der Zelebranten bei den Gottesdiensten.

Ausflug nach Salzburg
Ausflug nach Salzburg

In seiner Funktion als Hauptamtsleiter hatte Hermann Leopold 30 Jahre lang die deutsch-österreichischen Begegnungen organisiert und begleitet und hatte sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem Amt im Jahre 2021 nochmals in die Vorbereitungen zu den Jubiläumsfeierlichkeiten im vergangenen Oktober stark eingebracht. Sein ehemaliger Amtskollege, Dr. Gerhard Schäffer, wertete es als schönes Zeichen, dass Hermann Leopold in offizieller Mission mitgekommen war. Und natürlich profitierte auch die gesamte Delegation von seinem profunden Wissen über die Partnerstadt. Den Gemeinderat vertrat der Fraktionsvorsitzende der CDU, Wolfgang Hauser.

Detlef und Patricia Hagedorn, die Oberndorfer Gesichter der deutsch-französischen Städtepartnerschaft, gaben den neuen freundschaftlichen Banden Ausdruck, welche geknüpft wurden zwischen den Delegationen aus Oberndorf bei Salzburg und Thierville-sur-Meuse bei den Feierlichkeiten in der Neckarstadt im vergangenen Jahr. Mit diesem Personenkreis waren dann auch Anknüpfungspunkte auf unterschiedlichen Ebenen gegeben, was sich in einem regen Austausch dokumentierte.

Gedenkgottesdienst als Auftakt

Gedenkgottesdienst als Auftakt.
Aus der Rück-Sicht in die Vor-Sicht

Im Gedenkgottesdienst in der Laufener Stiftskirche als abendlicher Festauftakt fand der Dank an Gott Einbindung in einen kirchenmusikalischen Hochgenuss, eine Mischung aus wunderbarem Gesang und hervorragend präsentierter Instrumentalmusik. Pfarrer Martin Schwer, sprach von einem faszinierenden Gotteshaus, so es denn mit Menschen gefüllt sei, wie an diesem Tag der Freude. Ein Jubiläum verbinde immer Rückblick und Ausblick in der Hoffnung, dass die Wege weitergehen. Dabei käme dem Ausblick zum Himmel eine ganz besondere Bedeutung zu als irdischer Wegweiser, sich zu versammeln in seinem Namen. Das gebe dem Leben Sinn, den Menschen Mut, Halt und Kraft.
Nur die Rück-Sicht bringe Ein-Sicht, welche wiederum auf Nach-Sicht baue, was zur Vor-Sicht führe – so der rote Faden durch die Ansprache, die diese Aussage beispielhaft an geschichtlichen Ereignissen der beiden Städte, aber auch an aktuellen politischen Themen festmachte.

Festakt

Festakt in der Oberndorfer Stadthalle.
Persönliche Worte an Bürgermeister Hermann Acker gerichtet.

Beim anschließenden Festakt in der Oberndorfer Stadthalle mit den geladenen Würdenträgern, der Geistlichkeit und Menschen des öffentlichen Lebens aus Oberbayern und dem Land Salzburg wurde die Oberndorfer Delegation von Moderator Karl Gradl mit einem sehr warmherzigen Willkommen bedacht. 

Er sprach das Partnerschaftsjubiläum in Oberndorf a. N. an, welches in freundschaftlicher Hinsicht zu einer neuen Dimension geführt habe, da sich während dieser Tage doch sehr persönliche, lebendige Beziehungen entwickelt hätten.

Der Obmann aller Vereine von Laufen und Oberndorf, Karl Gradl (rechts), heißt die Freunde aus Oberndorf a. N. willkommen.
Der Obmann aller Vereine von Laufen und Oberndorf, Karl Gradl (rechts), heißt die Freunde aus Oberndorf a. N. willkommen.

An Hermann Acker richtete er folgende Worte: „Es muss dich mit Stolz erfüllen, wenn du auf die 24 Jahre deiner Amtszeit zurückblickst, denn du hast für deine Stadt genauso viel eingebracht wie unsere Ehrenbürger und alle Bürgermeister von Oberndorf an der Salzach.“ Alle guten Wünsche für seine Zukunft wurden mit Applaus begleitet.

Das Salzburger Bläser-Ensemble „Paris Lodron“, das sich auf vielen Bühnen der Welt einen Namen gemacht hat, sorgte mit hoher musikalischer Qualität für einen großartigen und würdigen Rahmen. Ein Historischer Film vermittelte den Streifzug durch die 1275-jährige Geschichte der beiden Städte, und es schien, als ob die musikalische Kostbarkeit, das „Stille-Nacht-Lied“ die Höhen und Tiefen, die Freude und das Leid umschloss. Dass die beiden Bürgermeister Georg Djundja (Oberndorf) und Hans Feil (Laufen) sehr wohl verstanden haben, dass man im Miteinander den Herausforderungen besser begegnen kann, dass man gemeinsam leistungsfähiger ist als im Alleingang und dass es immer darum geht, den Menschen diesseits und jenseits der Salzachbrücke eine liebens- und lebenswerte, eine zukunftsfähige Heimat zu schaffen, das kam in ihrer gemeinsamen Festrede mit Symbolcharakter zum Ausdruck. Man habe einen immensen Aufwand betrieben für ein unvergessliches Erlebnis, für diesen „Moment des Stolzes, der Einheit und Gemeinschaft“. Denn diese 1275 Jahre stünden für eine reiche Geschichte, das Erbe für die Nachkommen, für dunkle Zeiten und Blütezeiten und für den EU-Beitritt, der Laufen und Oberndorf wieder zu einer gemeinsamen Stadt gemacht habe. Man habe sich gegenseitig inspiriert und gestärkt, sei sich der Verantwortung für die Vergangenheit und Gegenwart bewusst und werde die Zukunft mit aller Entschlossenheit angehen. Dabei gelte es, die Identität zu bewahren und weiterzuentwickeln. „Gemeinsam haben sie eine brilliante Zukunft vor sich“, zeigte sich der oberbayrische Regierungspräsident Dr. Konrad Schober überzeugt. Wie zwei Seiten einer Medaille seien sie zentrales, sinnstiftendes Vorbild, dem ein einzigartiges Gemeinschaftsgefühl zu eigen sei. Beim Stehbuffet und Umtrunk war Zeit für das Knüpfen von neuen und zur Vertiefung der bereits bestehenden Kontakte.

Sonnwendfeier an der Salzach

Die freien Stunden am Samstag wurden zu einem Ausflug nach Salzburg genutzt, zur Erkundung der Festung Hohensalzburg und zum Sammeln von Eindrücken beim Schlendern durch die Straßen und Gassen, beim Erkunden von Plätzen und Sehenswürdigkeiten.

Das Mittelalterfest auf der Salzachwiese.
Das Mittelalterfest auf der Salzachwiese.

Als man am späten Nachmittag zurückkam, war das Mittelalterfest auf der Salzachwiese unter der Länderbrücke bereits in vollem Gange und die Straßenmusik entlang des Salzachdammes hatte schon ihre Sogwirkung entfaltet, denn unablässig strömten die Menschen von beiden Seiten auf den Damm, der binnen kurzer Zeit zur dicht gedrängten Bühne wurde.

Im Rücken die Stille-Nacht-Kapelle, im Blick das Laufener Ufer mit dem Sonnwendhansl auf dem Kiesstrand – an solch exponierter Stelle in der Mitte der Salzachschleife war für die Neckartäler ein Tisch reserviert, um das große Spektakel mit 300 Mitwirkenden zu bestaunen. Dieses Ereignis, das in der Regel alle 4 Jahre stattfindet und einem besonderen Ritus folgt, hatte zuletzt im Jahre 2012 die Menschen in den Bann gezogen. 2016 fiel die Sonnwendfeier buchstäblich in den Regen und 2020 dann Corona zum Opfer.

Zwei Orte, zwei Ufer und die verbindende Salzach.
Zwei Orte, zwei Ufer und die verbindende Salzach.
Die traditionellen Plättenfahrten der Schifferschützen – vorbei am Sonnwendhansel.
Die traditionellen Plättenfahrten der Schifferschützen – vorbei am Sonnwendhansel.

So war es nicht verwunderlich, dass rund 12000 Menschen dicht an dicht den Aufmarsch der Musikkapellen sowie der Pranger- und Schifferschützen mit Spannung erwarteten. Dann folgten die Plättenfahrten der Schifferschützen und mit Einbruch der Dunkelheit wurden 3000 Lichter auf 350 schwimmenden Holzgestellen der Salzach übergeben, die Flussfeuer und den Sonnwendhansl entzündet. Nach dem Abschlusssalut der Schützenvereine erhellte ein gigantisches Feuerwerk den nächtlichen Himmel, spiegelte sich im Wasser und setzte dem interessanten Schauspiel ein offizielles Ende. Doch das Volksfest in der lauen Sommernacht dauerte noch lange an.

Sonnwendfeier an der Salzach.
Exponierter Platz für die Neckartäler.
Der offizielle Akt der Sonnwendfeier schließt mit dem Feuerwerk.
Der offizielle Akt der Sonnwendfeier schließt mit dem Feuerwerk.

Festgottesdienst und historisches Marktfest

Die Ehrengäste auf dem Weg über die Länderbrücke.
Die Ehrengäste auf dem Weg über die Länderbrücke.


Dem Festgottesdienst auf dem Kirchplatz von St. Nikolaus in Oberndorf ging – geführt von Karl Gradl, dem Obmann aller Vereine und Moderator der gesamten Festivität - eine Prozession von 20 Ortsvereinen beider Städte mit 15 Fahnenabordnungen voraus. Sie bewegte sich von der Salzachbrücke zur Kirche und formte dann den bunten Rahmen um die Festgemeinde - ein ganz beeindruckendes Bild- welches wie die Tage zuvor den hohen Stellenwert von Kultur, Tradition und Brauchtum unterstrich. 

Warten auf das Kommando zum Salut.
Warten auf das Kommando zum Salut.
Tradition und Brauchtum bei der Prozession.
Tradition und Brauchtum werden groß geschrieben.
Prozession zum Festgottesdienst.
Prozession zum Festgottesdienst.

Das Ministerium war einheitlich gekleidet in Gewänder aus dem Salzburger Dom – eine ganz besondere Geste zum Jubiläum.

Festgottesdienst auf dem Kirchplatz.
Pfarrer Martin Schwer verkündet das Evangelium.

Pfarrer Martin Schwer kam die Ehre zu, das Evangelium zu verkünden, es hineinzutragen zu dürfen in eine so zahlreich versammelte Menschenmenge.

Der Generalvikar der Erzdiözese Salzburg, Roland Rasser predigte „aus dem Leben für das Leben“. Er nahm das Bild der Salzach auf, mit den Zuflüssen, Windungen, Änderungen der Richtungen, den Gefahren wie Hochwasser und Überschwemmungen und verglich es mit den menschlichen Lebensflüssen, die ebenfalls nicht störungsfrei seien. Die Salzach, der Fluß aber sei immer verbindendes Element geblieben zwischen den beiden aufstrebenden Städten, den beiden Ufern, und somit zum Sinnbild, dass Ereignisse und äußere Einflüsse nicht zur Trennung führen, wenn die Menschen sich nicht auseinanderdividieren lassen. So könnten beide Städte an diesem denkwürdigen Jubiläum drei Dinge in den Fluss der Zeit geben: eine bewältigte Geschichte, das Bewusstsein von „drent und herent“ (drüben und herüben / frei übersetzt: jeder schaut nach dem anderen), angereichert mit der Botschaft von „Stille Nacht“, weil dieser Geist und dieses Lied immer Saison haben. Und so, wie das Wasser der Salzach in ein großes Meer münde, so soll die Botschaft dieser beiden Orte hinausgetragen werden in die Welt.

Emotionaler Abschied

Die beiden Stadtkapellen von Oberndorf und Laufen spielen gemeinsam die Europahymne.
Die beiden Stadtkapellen von Oberndorf und Laufen spielen gemeinsam die Europahymne.

Im Kreis der Ehrengäste von Kirche, Politik und Gesellschaft steuerte man beim historischen Marktfest in Laufen auf den Abschied zu. Bürgermeister Georg Djundja sprach von der „großen Ehre“, dass BM Hermann Acker am Wahltag durch seine Anwesenheit die österreichische Partnerstadt in den Mittelpunkt stellte. In den 24 Jahren habe er mit drei Bürgermeistern die deutsch-österreichischen Beziehungen gefördert und weiterentwickelt.

Drei Bürgermeister, drei überzeugte Europäer.
Drei Bürgermeister, drei überzeugte Europäer.

Nun sei die Zeit gekommen, anderes in den Blick zu nehmen, zu entspannen und zu genießen, Zeit für Dinge zu nehmen, für die bislang keine Zeit war. Der eigens kreierte Jubiläumswein war dann auch das passende Geschenk für die Zeit danach.

BM Georg Djundja (links) und BM Hans Feil freuen sich über das Gastgeschenk und lassen sich auch gleich mit Hermann Acker darauf nieder.
BM Georg Djundja (links) und BM Hans Feil freuen sich über das Gastgeschenk und lassen sich auch gleich mit Hermann Acker darauf nieder.

BM Hermann Acker dankte für die Gastfreundschaft, die man in so reichem Maße erfahren durfte. Er rief die Feier der 40-jährigen Partnerschaft in Oberndorf a.N. in Erinnerung, welche die Beziehung weiter vertieft habe und warb für eine weitere enge Zusammenarbeit und Solidarität, um ein gemeinsames Bemühen um Lösungen, um einem vereinten, starken Europa und somit dem Frieden eine Chance zu geben.

Das Gastschenk, eine Bank zum Verweilen, sollte dann den Wert des Miteinanders, der Kommunikation, der Geselligkeit und des Austausches als Grundlage für jegliche Art von Handlungen und Entscheidungen auf höherer, kommunaler Ebene symbolisieren. Sie war aber auch als Einladung und Aufforderung gedacht, dass künftig noch viele Oberndorfer vom Neckar und der Salzach gemeinsam darauf Platz nehmen werden und so das Bestehende in die Zukunft führen.
 
 

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